Aktuelles
Dezember 2024: Die Existenz der Freien Musikszene steht auf dem Spiel
Noch ist nicht entschieden, wie hart die Sparvorhaben die Freie Musikszene in ihrer Existenz treffen werden – eine Szene, die aufgrund ihrer ohnehin prekären Arbeitsbedingungen besonders vulnerabel ist. Daher ist es essenziell, dass die Fördertöpfe für Projekte und Festivals der Freien Szene, Arbeitsstipendien und die strukturelle Förderung unangetastet bleiben. Diese Förderinstrumente stellen die Grundlage für die kreative Vielfalt und das Überleben der Freien Szene dar. Sie sichern nicht nur die Umsetzung künstlerischer Projekte, sondern bilden die Existenzgrundlage zahlreicher Künstler*innen, die schon heute unter prekären Bedingungen arbeiten und die ohne diese Grundlage gezwungen sind, ihre Arbeit aufzugeben. Die Etablierung von Honoraruntergrenzen war ein wichtiger Schritt, hier gegenzusteuern. Die geplanten Kürzungen verhindern die dringend notwendigen Aufwüchse, um die Fördertöpfe endlich dem eigentlichen Bedarf anzupassen.
Hinzu kommt, dass Einsparungen bei großen Institutionen wie Konzert- und Opernhäusern auch direkte Auswirkungen auf die Freie Szene haben, da ein reduziertes Programm mit weniger Engagements für freie Musiker*innen einhergeht.
Kulturraum Berlin
Alarmierend sind die geplanten Kürzungen bei der Kulturraum Berlin gGmbH, die de facto eine Streichung des Programms bedeuten würden. Dieses Netzwerk stellt der Freien Szene dringend benötigte Proberäume zur Verfügung – eine knappe Ressource in einer Stadt, in der bezahlbare Räume für Künstler*innen kaum noch existieren. In einer Zeit, in der kulturelle Freiräume ohnehin rar sind, wirken solche Einschnitte wie eine kurzsichtige und irrationale Entscheidung.
Freie Kunst und gesellschaftlicher Zusammenhalt
Die Freien Künste, einschließlich der Bereiche zeitgenössische Musik, Alte Musik, Musiktheater und Jazz, sind nicht nur ein unverzichtbarer Teil unserer kulturellen Landschaft, sondern auch ein bedeutender Beitrag zu einer aufgeklärten, stabilen und pluralistischen Gesellschaft. Die Räume, die von diesen Kunstformen geschaffen werden, sind Orte des Experimentierens und der offenen Auseinandersetzung. Sie ermöglichen die Entwicklung neuer Ideen und Dialoge, die weit über traditionelle kulturelle Angebote hinausgehen. Freie Musikkultur ermöglicht es, verschiedene ästhetische und gesellschaftliche Perspektiven zu vereinen, und fördert den Austausch zwischen unterschiedlichen sozialen, kulturellen und politischen Gruppen. Darüber hinaus hat die Freie Musikszene eine besondere Bedeutung für marginalisierte Communities. Durch ihre zugängliche, innovative und experimentelle Arbeitsweise werden Räume geschaffen, in denen sich Menschen, die sich von etablierten Kultureinrichtungen nicht angesprochen fühlen, wiederfinden können. Die Freien Musikszenen in Berlin sind damit nicht nur ein ästhetisch anspruchsvolles Angebot, sondern auch aktiver Bestandteil einer demokratischen, lebendigen und integrativen Stadtgesellschaft. Die Förderung dieser Kunstformen ist also nicht bloß eine Frage der Kulturpolitik, sondern auch eine notwendige Investition in den sozialen und kulturellen Zusammenhalt der Gesellschaft. Eine Kürzung der Fördermittel würde den Verlust von wertvollen künstlerischen Initiativen und die vielfältige, kreative und inklusive Struktur Berlins gefährden.
Ein Rückschritt für eine offene Kulturlandschaft
Es ist absolut unverständlich und zutiefst besorgniserregend, dass ausgerechnet Projekte, die Inklusion und Diversität fördern, von den Kürzungen am härtesten getroffen werden – in einigen Fällen mit Einschnitten von bis zu 100 Prozent. So soll der Diversitätsfonds vollständig gestrichen und die Stiftung für Kulturelle Weiterbildung und Kulturberatung abgeschafft werden, was auch die Zukunft des Projektbüros Diversity Arts Culture massiv gefährdet. Dieses Büro hat bislang eine zentrale Rolle bei der Diversitätsentwicklung in der Berliner Kulturlandschaft gespielt. Auch die Diversitätsoffensive, ein wegweisendes Förderprogramm für Anti-Diskriminierung und Diversitätsentwicklung in landesgeförderten Kultureinrichtungen, fiel dem Rotstift zum Opfer. Diese Entscheidungen gefährden nicht nur die Fortschritte der vergangenen Jahre, sondern auch die strukturelle Grundlage für eine offene, vielfältige und diskriminierungsfreie Kulturlandschaft.
Die inm e.V. tritt dafür ein, die Vielfalt der innovativen, freien Szene durch Sicherung ihrer künstlerischen Arbeitstrukturen zu schützen, zugunsten einer Stadt, die deren inklusive, innovative Impulse schätzt.
Wir appellieren wir deshalb an die Verantwortlichen in Bund und Ländern, sich der verheerenden Folgen der geplanten Einschnitte bewusst zu werden. Die Kürzungen in der freien Szene, in deren Förder- und Arbeitsstrukturen, müssen zurückgenommen werden!
Werde aktiv!
Was einmal abgeschafft wurde, ist unwiederbringlich verloren. Daher ist es spätestens jetzt ein guter Zeitpunkt, aktiv zu werden. Doch angesichts der Vielzahl teils seit Jahren bestehender Netzwerke, Interessenvertretungen sowie neu formierter Bündnisse, Protestaktionen und Kampagnen verliert man schnell den Überblick. Eine Orientierungshilfe bietet die folgende Übersicht: Die wichtigsten Interessenvertretungen der Freien Musik in Berlin sind die inm – initiative neue musik berlin e.V., die IG Jazz, die Vereinigung Alte Musik sowie der ZMB für zeitgenössisches Musiktheater. Zusammen bilden sie das DACH Musik. Darüber hinaus gibt es die Koalition der Freien Szene (KdFS), eine selbstorganisierte politische Interessenvertretung für Freie Künstler*innen und Initiativen aus allen Sparten. Der Rat für die Künste vertritt die Berliner Kultur spartenübergreifend und setzt sich sowohl aus Vertreter*innen der Institutionen als auch der Freien Szene zusammen. Als Dachverband der Berliner Musikinstitutionen fungiert der Landesmusikrat Berlin, der die musikpolitischen Interessen seiner Mitglieder vertritt. Für die Projektraume setzt sich das Netzwerk freier Berliner Projekträume und -initiativen ein. Und angesichts der drohenden Kürzungen formierte sich Ende vergangenen Jahres die Aktionsplattform #BerlinIstKultur, die Proteste und andere Aktionen bündelt. Alle diese Gruppen sind auf aktives Engagement angewiesen. Denn die Zukunft der Berliner Kultur – und damit ein wesentlicher Teil der städtischen Identität – steht auf dem Spiel.
+++ Termine und Proteste anlässlich geplanter Haushaltskürzungen +++
tagesaktuelle Infos bei #unkürzbar und BerlinIstKultur
6.12. Gesprächsrunde mit Melanie Kühnemann-Grunow, Deutsches Theater, 16 Uhr https://fairstage.berlin/konferenz24/
8.12. Demonstration „Kultur für alle“ ab 11 Uhr, Schaubühne
8.12. Gesprächsrunde mit Joe Chialo um 12 Uhr, Schaubühne
9.12. Kulturausschuss-Sitzung, 14.00-17.00h, Abgeordnetenhaus (mit Kundgebung ab 13 Uhr? tbc)
11.12. Hauptausschuss, 12.00-17.00 Uhr, Abgeordnetenhaus mit Demonstration ver.di im großen Verbund, 16:30 Kundgebung Verdi "Ja zu Berlin, Nein zum Kaputtsparen" vor dem Roten Rathaus (https://bb.verdi.de/++co++a234fabe-ac0e-11ef-bfa6-a7774381ad27 )
13.12. mögliche weitere Sondersitzung des Hauptausschuss, 12.00-17.00 Uhr, Abgeordnetenhaus
15.12. Groß-DEMONSTRATION für ALLE in Planung für Sonntag Tbc | Wer mit vorbereiten will, nutze z.B. diese telegramgruppe: https://t.me/+X_OoZXecIhA0YTgy
16. bis 19.12. SAVE THE DATEs dezentrale Aktionstage #berlistkultur
19.12. Plenarsitzung, 10.00 – 20.00 Uhr, Abgeordnetenhaus